Auch wenn bei Open Banking und SEPA Request-to-Pay (SEPA R2P) das gleiche Ziel verfolgt wurde, so wurden doch sehr unterschiedliche Wege gewählt.

Mit PSD2 und dem daraus resultierenden Open Banking, erhoffte sich die EU eine stark wachsende Verbreitung von kostengünstigen SEPA Account-to-Account Zahlungen (A2A payments) im E-Commerce. Während im Baltikum und Skandinavien Open Banking bereits fest etabliert ist, tut sich der deutsche Handel immer noch schwer damit. Warum ist das so? Eine Analyse und eine Antwort.

Vergleich von Open Banking und SEPA Request to Pay

Auch wenn bei Open Banking und SEPA Request-to-Pay (SEPA R2P) das gleiche Ziel verfolgt wurde, so wurden doch sehr unterschiedliche Wege gewählt.

Open Banking:
Die Grundlage von Open Banking wurde durch die neue EU-Richtlinie PSD2 im Jahr 2015 gelegt, welche nach und nach in nationales Recht umgewandelt wurde. Vereinfacht gesagt wurden damit Banken unter anderem dazu verpflichtet, technische Schnittstellen (APIs) zu ihren Systemen bereitzustellen. Dadurch erhoffte man sich sehr schnell mehr Wettbewerb, der damalige Startschuss für das Wettrennen der Fintechs.
Was in der Theorie sehr vielversprechend klang, entpuppte sich in der Praxis als Zwangsehe. Die Banken betrachteten Open Banking als Bedrohung und so entschlossen sich viele Banken, insbesondere weniger digitale Banken, dazu, ihre Schnittstellen so gut wie nötig und so schlecht wie möglich anzubieten.
Die daraus resultierenden Folgen waren stark unterschiedliche Nutzererlebnisse, welche die Open Banking Anbieter letzten Endes dazu zwangen, die Kundenidentifizierung auf ihrer Seite durchzuführen. Dies führte zwar zu einem einheitlichen Nutzererlebnis, allerdings sank so durchschnittlich die Conversion Rate auf 74%, da KundInnen ihre Bankzugangsdaten nicht auf Drittseiten eingeben wollen.
Ein weiterer Nachteil: besonders im immer wichtigeren Mobile Commerce ist Open Banking ein absoluter “Conversion Killer”. Auf dem Smartphone erwartet der Kunde das Bezahlen mit der Banking-App, doch diese kann durch Open Banking nicht angesteuert werden. Die mobile Konversionsrate kann dadurch auf unter 60% fallen.
SEPA Request to Pay:
Im Gegensatz zu Open Banking wurde bei SEPA R2P das Prinzip der Freiwilligkeit gesetzt – alle Parteien wurden mit ins Boot genommen. SEPA R2P ist ein durch den European Payment Council (EPC) entwickelter technischer Standard, allerdings gibt es anders als bei Open Banking für die Banken diesmal keinen gesetzlichen Zwang zur Integration. Banken sollten SEPA R2P als Chance und nicht als Risiko betrachten, sie können ihr Tempo selbst wählen und sind so im Driving Seat.
Die Übermittlung der Rechnung kann bei SEPA R2P zusammen mit der Zahlungsaufforderung erfolgen und wird somit direkt mit dem zahlungspflichtigen Kunden geteilt – als ein Teil des SEPA-Request-to-Pay-Schemas. Die Effizienz der Rechnungsstellung wird so erheblich gesteigert, und garantiert auch eine 100%ige Zuordnungsrate durch die Vorkopplung von Bestellung und ausstehender Zahlung.
SEPA Request to Pay setzt dabei auf bewährte Standards, XML zum effizienten Datenaustausch und SEPA Credit Transfer für den Geldfluss.

Request-to-pay: Win-Win-Win für Kunden, E-Commerce Händler und Banken

SEPA Request to Pay bietet gleichermaßen Vorteile für alle wichtigen Parteien.

  • Banken rücken wieder stärker an ihre Kunden. Dadurch wird die Kundenbindung erhöht, gleichzeitig ergeben sich Chancen zum Anbieten von Zusatzleistungen wie Buy Now Pay Later, Factoring oder Secured Payments. Die Banking-App wird so zum Wallet und damit wieder zum zentralen Finanzelement der Hausbank.
  • Kunden erhalten mit SEPA R2P einen besseren Überblick und mehr Kontrolle über ihr Ausgabenverhalten, da alle Zahlungen in ihrer Banking-App zusammenlaufen. Das Risiko, den Überblick über unterschiedliche Accounts und die damit zusammenhängenden Finanzen zu verlieren, verringert sich so signifikant. Und auch die Anzahl an unterschiedlichen Apps, die man für Online-Zahlungen bei verschiedenen Anbietern benötigt, reduziert sich deutlich. Darüber hinaus erfahren Kunden die Sicherheit durch ihre Hausbank, die sie bei finanziellen Angelegenheiten in der Regel präferieren. Ihre Erfahrungswerte sind verbunden mit einem hohen Sicherheitsstandard und großem Vertrauen – ein wesentlicher Aspekt im Vergleich zu Nicht-EU-Diensten.
    Dabei erleben Kunden zukünftig eine nahtlose, perfekte UX, die sie von etablierten Payment Wallets gewohnt sind.
  • Händler profitieren von stark fallenden Gebühren, da bei A2A Zahlungen weniger Wertschöpfungsteilnehmer involviert sind. Die besonders bei Mobile Commerce bessere UX sorgt für eine stärkere Nutzung und mehr Conversion Rate. Der dadurch höhere Cart Share sorgt für noch mehr Kostenersparnis bei gleichem Umsatz. SEPA R2P stellt aufgrund seiner Einfachheit eine ernstzunehmende Herausforderung nicht nur für Open Banking-Lösungen, sondern auch für andere Bezahlmethoden wie Lastschrift und Kreditkarte dar. Mit SEPA R2P werden der Aufwand für die Integration eines neuen Bezahlverfahrens und auch für die Ausweitung der Nutzung deutlich reduziert. Auf Seiten der E-Commerce-Händler kann die Integration beispielsweise über APIs oder das Gini Plugin für native Apps (SDK) erfolgen. Dadurch bleibt der gesamte Integrationsprozess einfach und kostengünstig.
Grafik R2P

SEPA R2P: Hohes Interesse erwartet auf Kundenseite

Die Funktion SEPA Request-to-Pay (SEPA R2P), über die Kunden ihre Onlinekäufe mit der Banking-App der Hausbank begleichen können, interessiert Verbraucher sehr: 54,3 Prozent würden darüber bezahlen, wenn sie in ihrem Online- oder Mobile-Banking zur Verfügung stehen würde. Das ist ein Ergebnis einer YouGov-Umfrage*, die Gini, eines der führenden Unternehmen für innovative Payment-Lösungen, in Auftrag gegeben hat.
Jeder fünfte Teilnehmer (20,9 Prozent) wäre darüber hinaus bereit, seine bevorzugte Zahlungsmethode bzw. seinen bevorzugten Zahlungsanbieter damit zu ersetzen.
Dabei zeigt sich bei den jüngeren Befragten sogar ein höheres Interesse an einer Bezahloption, die direkt über die Banking-App angeboten wird, als bei den älteren: Jeder dritte der 18- bis 34-Jährigen (33,4 Prozent) würde seine bevorzugte Zahlungsmethode damit komplett ersetzen, bei den über 55-Jährigen jeder Achte (12,5 Prozent). Die Umfrage belegt: SEPA Request-to-Pay stellt eine attraktive Alternative zu Bezahllösungen von Drittanbietern dar.

Positive Auswirkungen auf den Onlinehandel

Bezahlen ist insgesamt zu teuer. Im Durchschnitt zahlen Onlinehändler 2% ihres Umsatzes an Zahlungsdienstleister, welche trotz Inflation ihre Preise in den letzten Monaten angehoben haben. Und während Kreditanbieter üppige EBIT-Margen von über 60% verdienen, müssen Händler meistens mit weit unter 10% auskommen.
SEPA Request-to-Pay wird die Komplexität im Zahlungsfluss erheblich verringern, den Wettbewerb erhöhen und dadurch zu drastisch sinkenden Gebühren führen. Da Banken die Bonität ihrer Kunden am besten kennen, werden die Kosten für Zahlungsausfälle (Risikomanagement) ebenfalls weiter sinken.

Die Umfrage zeigt, dass eine erhebliche Nachfrage auf Kundenseite besteht. Das hohe Vertrauen in die Banken, gepaart mit der UX einer Wallet, wird SEPA R2P zu einer neuen Zahlart mit Cart Shares von mehr als 10% etablieren.

*Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von Gini, an der 2.129 Personen zwischen dem 17. und 22.10.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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Martin Meinert

Director E-Commerce and Partnership bei Gini seit 2024. Leidenschaft für Payment und E-Commerce. Als Betreiber eines Online-Shops hat er tiefes Verständnis für beide Seiten, die Retailer und die Payment Provider.

Wir bei Gini möchten mit unseren Beiträgen, Artikeln, Leitfäden, Whitepaper und Pressemitteilungen alle Menschen erreichen. Deshalb betonen wir, dass sowohl weibliche, männliche als auch anderweitige Geschlechteridentitäten dabei ausdrücklich angesprochen werden. Sämtliche Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter, auch dann, wenn in Inhalten das generische Maskulinum genutzt wird.