Stewarding – ein Weg um bei Gini Leadership und Führung zu zeigen
Das Besondere an Gini ist, dass wir in selbstorganisierten Teams arbeiten. Das bedeutet wir haben keine Chefs, die uns sagen, was wir tun und woran wir arbeiten sollen. Daher stellt sich die Frage, an wen man sich wenden kann, wenn es um die persönliche und berufliche Entwicklung geht.

Gini Stewards (Mai 2021)
Wieso haben wir Stewards?
Bei Gini geht es darum, die Menschen an erster Stelle zu setzen. Um es genauer zu sagen, arbeiten und handeln Ginis gemäß dem Motto „first, create happy people“. Dies wird nicht nur innerhalb von Gini gelebt, sondern auch extern, wenn wir zum Beispiel mit Kandidaten und Partnern in Kontakt stehen.
In Bezug auf den internen Teil stellten wir jedoch nach einer Weile fest, dass noch immer eine Komponente fehlte, um wirklich glücklich zu sein. Während es keine Hierarchie mehr gab und Ginis immense Autonomie und Verantwortung hatten, fehlte ihnen eine Ansprechperson. Eine Person, an die sie sich mit all ihren Fragen wenden können, die sie bei Bedarf unterstützt, an ihrem persönlichen und beruflichen Wachstum interessiert ist und die als ihr Sparringspartner fungiert. Basierend auf dieser Feststellung haben wir bei Gini das Stewarding-Konzept eingeführt. Es ist einer unserer Wege, Leadership und Führung innerhalb unserer Organisation zu zeigen.
Was ist ein Steward und was nicht?
Wir stellen uns einen Steward als jemanden vor, der das Wachstum eines einzelnen Gini durch Leadership innerhalb unserer selbstorganisierten Kultur unterstützt. Darüber hinaus stellt ein Steward den persönlichen Kontakt zwischen den Ginis und der Organisation her. Und um es ganz klar zu formulieren: Stewards sind keine Manager oder Vorgesetzte, die für die Arbeitsbelastung einer Person verantwortlich sind, ihnen Aufgaben zuweisen und ihre Leistungsbewertung durchführen. Sie sind auch keine Mentoren, die Ratschläge oder fachliches Wissen vermitteln. Stewards sind vielmehr Begleiter und “Supporter” für die Entwicklung eines Ginis innerhalb unserer Organisation.
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten haben Stewards?
Prinzipiell sind die Aufgaben eines Stewards klar definiert. Stewards gelten als Ansprechpartner für alle Bedürfnisse eines Ginis. Stewards helfen dabei, durch unsere Organisationsstruktur zu navigieren, damit sich insbesondere neue Ginis wohlfühlen und effektiv und produktiv arbeiten können. Mit anderen Worten: Stewards sind die Stimme und das Gesicht von Gini und unterstützen und kommunizieren die Erwartungen auf Unternehmensseite. Darüber hinaus fungieren sie als Sparringspartner, um gemeinsam an Themen zu arbeiten, die ihr Stewardee identifiziert hat. Darüber hinaus wird ein Steward seinen Stewardee mit der klaren Absicht challengen, um sie zu befähigen und ihr persönliches Wachstum zu unterstützen. Eine weitere Aufgabe besteht darin, in Konfliktsituationen Unterstützung zu leisten, wobei der Steward nicht derjenige ist, der den Konflikt löst, sondern unterstützend tätig ist. Hinzu kommt, dass Stewards die persönliche und berufliche Entwicklung ihrer Stewardees sicherstellen und alle paar Monate 360°-Feedbackrunden organisieren. Zusammengefasst bedeutet das, dass Stewards die Verantwortung haben, die folgenden Themenbereiche bei ihren Stewardees abzudecken:
- Aktuelle Stimmung und allgemeines Wohlbefinden
- Arbeitsbelastung und Energieniveau
- Persönliche und berufliche Entwicklung
- Klare Aufgaben, Rollen und Mandate
- Zusammenarbeit
- Selbstorganisation und Organisationsstruktur
Wie schaut Stewarding in der Praxis aus?
Jeder Teil- und Vollzeit-Gini hat einen Steward, was impliziert, dass auch jeder Steward einen Steward hat. Stewarding ist dabei nicht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, wie beispielsweise das Onboarding, sondern läuft kontinuierlich ohne zeitlichen Endpunkt. Im Laufe der Zeit entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Steward und dem Stewardee, was zu einer effizienten, offenen und herzlichen Zusammenarbeit beiträgt. Stewarding basiert auf dem systemischen Ansatz, was bedeutet, dass der Fokus ausschließlich auf dem Stewardee liegt. Das Motto lautet: Ginis helfen, sich selbst zu helfen. Natürlich spielt auch Gini als Organisation und Arbeitgeber eine Rolle, jedoch in diesem Zusammenhang eine sekundäre. Dies bedeutet zum Beispiel auch, dass ein Steward seinen Stewardee bei einem Unternehmenswechsel unterstützt, wenn dies der beste Weg für den Stewardee ist. Folglich geben die Stewardees die Richtung vor und teilen mit, was sie brauchen und was für sie gut ist. Stewarding-Sitzungen finden durch regelmäßige Einzelgespräche statt, die normalerweise wöchentlich oder zweiwöchentlich mit einem Zeitrahmen von 30 bis 60 Minuten stattfinden. Sie können in Person stattfinden oder online durchgeführt werden, wie zum Beispiel über einen Zoom-Videoanruf. Die Sessions können jedoch auch an einem anderen Ort geplant werden, wie beispielsweise ein Treffen an der frischen Luft bei einem Spaziergang. Die Stewarding-Sitzungen zeichnen sich durch folgende Aspekte aus:
Um Dir einen Einblick in unsere Stewarding-Praxis zu geben, zeigt die folgende Liste, wie die ersten drei Sitzungen aussehen können:
Erste Stewarding-Sitzung:
- Beidseitiges Kennenlernen und schaffen einer ersten Vertrauensbasis
- Erläuterung des Stewarding-Konzepts einschließlich des Zwecks
- Besprechung des Meeting-Rythmuses
- Klärung der offene Fragen des Stewardees
Zweite Stewarding-Sitzung:
- Klärung der Erwartungen zwischen Steward und Stewardee
- Besprechung der Team-Erwartungen an den Stewardee
- Erklärung des Weiterbildungsbudgets und dessen Handhabung
- Klärung der offene Fragen des Stewardees
Dritte Stewarding-Sitzung:
- Durchführung einer ersten Reflexion über den Start bei Gini
- Vertiefung des Kennenlernens und der Vertrauensbasis
- Erläuterung des Feedback-Prozesses bei Gini
- Klärung der offene Fragen des Stewardees
Im Allgemeinen verwenden Stewards verschiedene Arten von Werkzeugen, Prozessen und Modellen. Vor allem werden systemische Fragetechniken eingesetzt, die beim Stewarding eine große Rolle spielen. Durch das Konfrontieren mit Fragen werden Ginis zum Nachdenken angeregt. Stewards können so Raum und Zeit schaffen, damit ihre Stewardees in regelmäßigen Abständen in Ruhe über verschiedene Themen reflektieren können, was im Alltag oft zu kurz kommt. Manchmal ist nur eine kleine Frage nötig, um eine Stewarding-Sitzung zu beginnen. Hier einige Beispielfragen:
- Wie geht es dir heute?
- Wie würdest du deine aktuelle Stimmung beschreiben?
- Über welches Thema möchtest du heute sprechen?
- Welches Thema beschäftigt dich momentan?
- Welche Fragen hast du?
- Was gibt dir Energie bei der Arbeit?
- Was raubt dir im Moment deine Energie?
- Was ist aktuell die größte Herausforderung für dich?
- Welche Herausforderungen möchtest du angehen?
- Wie würdest du dein aktuelles Arbeitspensum beschreiben?
- Was brauchst du, um bestmöglich arbeiten zu können?
- Wofür möchten du dein Weiterbildungsbudget einsetzen?
Wie wird man bei Gini ein Steward?
Um ein Steward bei Gini zu werden, ist keine Beförderung im herkömmlichen Sinne nötig. Wir sehen es als jemanden, der eine Rolle übernimmt, weil er sehr empathisch ist, ein gutes Verständnis für Menschen hat und ein hohes Interesse an der Entwicklung anderer Ginis hat. Dies bedeutet, dass die Person weiterhin in ihrem Fachgebiet arbeitet und eine zusätzliche Rolle als Steward übernimmt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, neue Stewarding-Kandidaten zu identifizieren. Zum Beispiel kann sich ein interessierter Gini proaktiv an seinen Steward wenden oder ein Gini schlägt einen anderen Gini vor, von dem er glaubt, dass Stewarding gut zu ihm passt. Wenn ein Gini am Steward-werden großes Interesse hat, wird das bestehende Stewarding-Team beurteilen, ob der Kandidat als Vorbild für die Gini-Werte agiert und ob er das Potenzial hat, andere Menschen zu coachen und sie in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Der zukünftige Steward sollte zuerst in seiner Rolle angekommen sein, bevor er die zusätzliche Rolle als Steward und die damit einhergehende Verantwortung übernimmt. Nachdem das Stewarding-Team jemanden als passend eingestuft hat, wird eine zweite Überprüfung durch einen professionellen Business-Coach durchgeführt. Sobald der Startschuss fällt, kann die Stewarding-Ausbildung beginnen:
- Vierzehn Sitzungen mit unserem externen Business Coach
- Drei Tage externes Grundlagenseminar für systemisches Business Coaching
- Zwei Tage externes “Tough Conversation Training”
Während der Ausbildung ist der angehende Steward bereits an internen Stewarding-Meetings beteiligt. Dies macht es einfacher, die neue Rolle zu übernehmen und zu verstehen, wie Stewards bei Gini zusammenarbeiten.
Fazit
Insgesamt hat unsere Erfahrung gezeigt, wie wertvoll Stewarding ist. In der Zwischenzeit ist das Konzept ein wesentlicher Bestandteil von Gini geworden, was für jeden Gini unglaublich wertbringend ist. Es ist schön zu wissen, einen festen Ansprechpartner zu haben, mit dem man alles besprechen kann. Natürlich ist das Stewarding-Konzept noch nicht perfekt, deshalb arbeiten wir an einer ständigen Verbesserung und Weiterentwicklung. Damit stehen wir im Einklang mit unserem Gini-Wert „Chancen statt Risiken“, was bedeutet, dass wir den Status quo kontinuierlich hinterfragen. Insgesamt sind wir sehr stolz darauf, bei Gini ein so großartiges Konzept entwickelt zu haben.
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Möchtest Du mehr über unser Stewarding-Konzept erfahren?
Kontaktiere mich gerne über julia@gini.net. Ich freue mich von dir zu hören!
Wir bei Gini möchten mit unseren Beiträgen, Artikeln, Leitfäden, Whitepaper und Pressemitteilungen alle Menschen erreichen. Deshalb betonen wir, dass sowohl weibliche, männliche als auch anderweitige Geschlechteridentitäten dabei ausdrücklich angesprochen werden. Sämtliche Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter, auch dann, wenn in Inhalten das generische Maskulinum genutzt wird.